Bewerbung des Projekts VerbaAlpina für den Open Data Impact Award 2022 (Zitieren)

Christina Mutter


(550 Wörter)

1. Deckblatt

2. Anschreiben

Um welche Daten handelt es sich? Wer war an der Datenerstellung beteiligt?

In erster Linie handelt es sich um Sprachdaten aus den im Alpenraum gesprochenen Nationalsprachen und deren Dialekten. Der Großteil der Daten stammt aus den für diesen Raum verfügbaren traditionellen Sprachatlanten und Wörterbüchern mit georeferenzierten Belegen aus drei verschiedenen Konzeptdomänen: Almwirtschaft, Natur und moderne Lebenswelt. Dieses historische Material wird über ein Crowdsourcing-Tool um aktuellen Dialektwortschatz ergänzt. Durch diese online gesammelten Daten erhält das Projekt auch eine diachrone Perspektive, die die Beobachtung von Sprachwandel z.B. vor dem Hintergrund wirtschaftlicher und/oder demographischer Veränderungen erlaubt. Um dies zu ermöglichen, sammelt VerbaAlpina auch die Sprachdaten ergänzende Daten, etwa zu Siedlungen, Inschriften und Toponymen.

Über welche Wege wurden die Daten zugänglich gemacht? Wie wurden die FAIR-Kriterien umgesetzt?

VerbaAlpina ist bemüht, alle datenbezogenen Verfahren an den FAIR-Kriterien auszurichten. Der Auffindbarkeit der Daten dient u. a. die Kooperation mit der Universitätsbibliothek (UB) der LMU im Rahmen des Projekts „e-humanities – interdisziplinär“. Im Zuge dessen wird der Datenbestand von VerbaAlpina mit Metadaten im Datacite-Format versehen und im Open Data Repositorium der UB abgelegt. Dies ermöglicht das gezielte Auffinden der einzelnen Datensätze über den Bibliothekskatalog der UB (Discover). Die Daten von VerbaAlpina werden über die API-Schnittstelle, die interaktive Karte sowie das Lexicon Alpinum zugänglich gemacht. Alle Projektdaten werden zudem unter eine Open Access konforme Creative Commons-Lizenz gestellt. Die Verknüpfung mit Normdaten dient sowohl der Auffindbarkeit als auch der Interoperabilität der Daten. Neben der Verknüpfung der Kernentitäten des Projekts (morpho-lexikalische Typen, Konzepte und Gemeinden) mit projektspezifischen Normdaten, werden zur Verknüpfung dieser mit externen Datensätzen zusätzlich Identifikatoren externer Institutionen integriert: Gemeinsame Normdatei (GND), Q-/L-IDs von Wikidata, Geonames, Sprachcodes nach ISO 639-3 und diverse Referenzwörterbücher. Zum direkten Verweis auf einzelne Objekte wird jedes Datenobjekt zudem mit eigener URL versehen und erhält im Discover-Dienst der UB einen persistenten Identifikator (auch DOI).

Wie hat die Veröffentlichung Ihrer Forschungsdaten zu einer Innovation außerhalb des akademischen Betriebs geführt?

Die grundlegende Innovation besteht in der Einbindung nicht akademischer Informanten und interessierter Nutzer in die Forschungskommunikation. Auf der Basis konsequent webbasierter Arbeit sind alle Forschungsdaten standortunabhängig veränderbar und konsumierbar. Das bedeutet eine radikale Demokratisierung, denn die Ergebnisse sprachwissenschaftlicher Forschung werden den Sprechern selbst wieder zur Verfügung gestellt. Zur praktischen Umsetzung dieses Ziels wurden vollkommen neue, attraktive Visualisierungs- und Präsentationsweisen konzipiert und realisiert (Interaktive Karte, Lexicon Alpinum). Diese Öffnung der akademischen Forschung für Jedermann wird durch kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit in traditionellen Medien und social media unterstützt (Dokumentation).

Welchen Mehrwert zieht die Gesellschaft aus der Nachnutzung Ihrer Forschungsdaten?

Die Forschungsdaten zeigen die historisch enge Verschränkung der französischen, schweizerischen, italienischen, deutschen und slowenischen Dialekträume seit (vor)römischer Zeit. Im spezifisch alpinen Vokabular und der bezeichneten Sachkultur sind sich alle Dialekte dieses Raums substantiell viel ähnlicher, als die vollkommen verschiedenen Hochsprachen erwarten lassen. So wird eine gemeinsame transnationale Identität der Regionen offensichtlich und die nationale Komponente der regionalen Identität in selbstverständlicher Weise relativiert.

Welches Projekt soll durch die Fördermittel angestoßen werden? Welche Institution ist Mittelempfänger (Hochschule, Forschungsinstitution)?

Die Fördermittel sollen darauf verwendet werden, die Konzeption und Umsetzung einer Kampagne zur Stärkung des Selbstbewusstseins der Dialektsprecher:innen hinsichtlich der Verwendung ihrer Dialekte anstatt hochsprachlicher Begriffe anzustoßen. Dabei soll besonders die Modernitätsfähigkeit von Dialekten hervorgehoben sowie deren lexikalische und mediale Präsenz gefördert werden. Mittelempfänger ist das an der Ludwig-Maximilians-Universität München angesiedelte Forschungsprojekt VerbaAlpina.