Walchen (Zitieren)

Thomas Krefeld


(27 Wörter)

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Walchen

Eine webbasierte, raumorientierte Forschungsumgebung (Zitieren)

Thomas Krefeld


(1958 Wörter)

Die Raumorientierung

VerbaAlpina (VA) dokumentiert die dialektale Variation innerhalb eines ethnographisch (und weder sprachlich noch national) definierten Raums, und genau in diesem Sinne ist die Konzeption durchaus ethnolinguistisch; aus rein pragmatischen Gründen wird das Untersuchungsgebiet mit dem Geltungsbereich der so genannten Alpenkonvention gleichgesetzt.

Im Vordergrund steht das Lexikon, und der onomasiologische Rahmen für die Selektion des projektrelevanten Ausschnitts wird durch kulturelle Techniken und Lebensformen abgesteckt, die sich unter den jeweils spezifischen, auch kulturunabhängigen Umweltbedingungen konventionalisiert haben. Dergleichen Räume, die durch die Alpen in prototypischer Weise repräsentiert werden, konnten die sprachwissenschaftlichen Forschungstraditionen nicht angemessen erfassen, da sich die Teildisziplinen, die sich systematisch mit der Konstitution von Räumen beschäftigen – also die Sprachgeographie, bzw. Dialektologie oder auch Geolinguistik – beinahe ausnahmslos an vorgegebenen politischen und/oder (einzel)sprachlichen Grenzen orientieren. Der räumliche Zuschnitt zentraler und in mancher Hinsicht bis heute maßgeblicher Unternehmungen ist zwar nachzuvollziehen (vgl. etwa den AIS und das FEW) – zustimmen mag man jedoch oft nicht. Gerade die besonders faszinierenden mehrsprachigen Kulturräume, also z.B. die Pyrenäen, Korsika und Sardinien im Verbund oder aber das Gebiet zwischen der montenegrinisch-albanischen Adriaküste und der Donau, fallen daher durch das Raster der etablierten, durch nationalphilologische  Voreinstellungen gesteuerten Forschung. Der ambitioniert geplante Atlante linguistico mediterraneo hätte ein richtungweisendes Großprojekt werden können; er ist jedoch über Ansätze niemals hinausgekommen.
VerbaAlpina zielt auf den Alpenraum;  das Projekt will aber weder Sprach- noch Dialektgrenzen herausarbeiten (vgl. Auer 2004) und keineswegs das Mosaik gegeneinander abgegrenzter Varietäten (Dialekte) abbilden. Vielmehr wird eine Interlinguale Geolinguistik entwickelt, die untersucht, inwieweit spezifische Varianten, nämlich die für den alpinen Kulturraum charakteristischen Bezeichnungstypen, gerade den Dialekten gemeinsam sind und sie womöglich über die Grenzen der Sprachfamilien hinaus verbinden. Die relative Ähnlichkeit der lokalen Dialekte ergibt sich induktiv aus den Daten selbst. Die einzige vorgegebene Gliederung des Alpenraums, die der Kartographie von vornherein unterlegt wird, betrifft die aktuellen Grenzen zwischen den drei großen Sprachfamilien (Germanisch, Romanisch, Slawisch).

Perspektive

Die Verteilung der Varianten in diesen dialektalen Großräumen impliziert vielfältige, mehr oder weniger weit zurückliegende Kontaktbeziehungen; daher kann die übergreifende Perspektive des Projekts nur eine historische sein. Im Blick auf den skizzierten Untersuchungsraum versteht sich VerbaAlpina allerdings nicht als Beitrag zur nationalen Sprachgeschichtsschreibung der involvierten Sprachen, sondern als Versuch, die Stratigraphie eines mehrsprachigen kommunikativen Raums exemplarisch zu rekonstruieren.

Dabei wird ausschließlich bottom up verfahren, das heißt auf Grundlage von Daten, die lokal georeferenzierbar sind. Die minimale und by default geltende Referenzeinheit ist die politische Gemeinde, genauer gesagt ein Geopunkt, der die Gemeinde als ganze repräsentiert, oder aber die gesamte Gemeindefläche. Im Bedarfsfall kann die Georeferenzierung jedoch bis auf wenige Meter präzisiert werden.

Eine webbasierte Forschungsumgebung

VerbaAlpina kann als eine webbasierte Forschungsumgebung beschrieben werden, die in den digital humanities angesiedelt ist. Dieses Format wird bestimmt durch die aktuellen Rahmenbedingungen, die sich ganz erheblich von der traditionellen Wissenschaftskommunikation unterscheiden.  So eröffnen sich in ganz selbstverständlicher Weise unterschiedliche, aber eng miteinander verflochtene Funktionsbereiche.

Funktionsbereich (1): Dokumentation

Den Zugang zur Dokumentation vermitteln zunächst unterschiedliche Filter. Sie erlauben es dem Nutzer, aus den verfügbaren Daten eine gezielte Auswahl zu treffen und kartographisch darzustellen.

In der Kartographie sind mehrere interaktive Optionen vorgesehen, die bislang über die Symbole der Punktsymbolkarten gesteuert werden. Die interaktiven Symbolkarten markieren einen substanziellen Fortschritt der linguistischen und humanwissenschaftlichen Raumdarstellung, da sie es gestatten stark abstrahierte ('synthetische') Repräsentationen mit ganz konkreten, lokalen Informationen ('analytisch') anzureichern. So zeigt die folgende Karte die Verbreitung der Bezeichnungstypen des Konzepts BUTTER im Überblick:
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Linguistische Datenaufbereitung

Bei Aktivierung ('Klick') eines Punktsymbols auf der Karte öffnet sich ein Fenster mit den jeweils für den Ort verfügbaren sprachlichen Daten. Alle Daten werden quellentreu wiedergegeben (als phonetisch transkribierter Einzelbeleg, wie im vorstehenden Beispiel, oder in orthographisch typisierter Form) und allgemeineren Typen zugeordnet; die abstrakteste Kategorie wird durch den etymologisch definierten Basistyp vertreten. Außerdem wird auf Referenzwörterbücher verlinkt, die – wenn möglich – auf standardsprachliche Äquivalente verweisen (hier die Symbole C und T). Das folgende Beispiel zeigt die Bezeichnung des Konzepts RAHM in Bergün (Graubünden):

 

groma_AIS1204_1_Typ

Wenn standardsprachliche Entsprechungen fehlen, wird auf dialektale Referenzwörterbücher verlinkt (z.B. das Schweizerische Idiotikon) .

Nicht selten sind in den ausgewählten Kategorien bereits zahlreiche sprachliche Ausdrücke verfügbar. Es wird daher die Möglichkeit gegeben, alle relevanten Ausdrücke nach unterschiedlichen Kriterien zu gruppieren und sortieren.

Alternative Visualisierung

Komplementär zur Punktsymbolkarte wird eine interaktive Flächensymbolisierung vorbereitet, um eine gute Visualisierung quantitativer Verhältnisse zu ermöglichen. Es ist noch nicht klar, ob dabei die georeferenzierten Gemeindeflächen zu Grunde gelegt werden, oder ob anstatt dessen alle Gemeinden durch 'Waben' identischer Größe repräsentiert werden; wegen der sehr unterschiedlichen Gemeindegrößen wird die optische Wahrnehmung dadurch unwillkürlich verfälscht. Im Fall gleichgroßer Karteneinträge müsste diese Form der Visualisierung (im Unterschied zum echten Voronoi-Verfahren) allerdings auf die Georeferenzierung verzichten. Hier eine mögliche Kartierung:

VA_Polygone

Quellen

Bislang wurden einige georeferenzierbare Wörterbücher (wie etwa der ALTR),  vor allem jedoch Sprachatlanten ausgewertet. Dabei wurden im Wesentlichen drei Techniken eingesetzt:

Quellentyp (1): Gedruckte Karten

Bereits auf gedruckten Karten publiziertes Material wurde mit einem speziell entwickelten Tool neu transkribiert und in die VA-Datenbank eingelesen, so im Fall der allermeisten Atlanten (SDS, AIS, TSA usw.). Im Einzelnen sind die Prozeduren für die Digitalisierung jedoch aufwändig und kaum, wenn überhaupt, zu automatisieren. Sie setzen zunächst eine rigorose Trennung der unterschiedlichen Informationen voraus, die eine analoge Sprachkarte liefert. Diese Informationen werden von VerbaAlpina in einem Wissenshorizont strukturiert, der durch die drei Dimensionen der außersprachlichen Realität, der Konzepte und der sprachlichen Ausdrücke abgesteckt wird.

Man vergleiche etwa den allgemeinen Kommentar zum Stimulus MILCH-, KÄSEKELLER, der drei Bautypen (A, E, S) unterscheidet und sie bei den Einzelbelegen um weitere Informationen ergänzt (rote Pfeile).

AIS_Milchkeller

Alle diese Hinweise werden von VerbaAlpina in abfragbare Unterkonzepte verwandelt, wie die folgende Abbildung zeigt:

Milchkeller_Unterknzpt

So wird eine differenzierte semantische Analyse der erfassten Ausdrücke ebenso möglich wie eine onomasiologische Untersuchung der Konzeptbezeichnungen.

Die folgende Abbildung zeigt die Oberfläche, auf der gedrucktes Material transkribiert wird:

Transkript_tool

Das von VA entwickelte Transkriptionstool

Quellentyp (2): Gedruckte Karten auf Basis digitalisierter Daten

Bereits auf gedruckten Karten publiziertes Material, das jedoch im Original schon digital vorliegt, wurde so konvertiert und algorithmisch neu transkribiert, dass es in die VA-Datenbank eingelesen werden konnte. Dieses Verfahren wurde für den ALD-II und den ALTR praktiziert.

Quellentyp (3): Nicht publiziertes analoges Material

Noch nicht publiziertes Material anderer Projekte wird direkt aus deren Erhebungsbögen transkribiert bzw. digital übernommen; einen Auszug aus einem Erhebungsbogen des SAO veranschaulicht die direkte Übernahme, die mit dem selben Tool erfolgen kann, das für den Quellentyp (1) benutzt wird.

SAO_Milchkeller

Fragebuchauszug aus dem SAO – Typ: 'Milchkammer' (Graphik: Stephan Lücke)

Die Datenbankeingabe der Quellentypen (1)-(3) geschieht nun zunächst mit Hilfe eines technischen Betacodes auf der Basis von ASCII-Zeichen und in einem zweiten Schritt mit einer automatischen Umsetzung der technischen Transkription in das Internationale Phonetische Alphabet (IPA), wie zwei Beispiele aus dem AIS und dem SAO zeigen:

AIS_Milchkeller_Transkription

(Graphik: Stephan Lücke)

SAO_Milchkeller_Transkription

(Graphik: Stephan Lücke)

Die Entsprechungen von Input (Quelle), Betacode und Output (Weboberfläche) werden in einer mittlerweile umfangreichen Codepage (CODEPAGE FÜR ALLE) dokumentiert.

Bei den Materialien, die bereits in digitaler Kodierung vorliegen, kann die Umsetzung in IPA im Idealfall durch entsprechende Programmierung automatisiert werden. Das war etwa im Fall der ALD-Daten möglich.

ALD_IPA

ALD-Kodierung 'edelvais' (Graphik: Stephan Lücke)

Die Quellentypen (1)-(3) ergeben oft ein inkonsistentes und wenig ausgeglichenes Bild, da nicht alle Stimuli offenkundig mit derselben Präzision abgefragt wurden; extrem sind z.B. die Details, mit den die Bezeichnungen des ALMSTALLS in der Erhebung des AIS spezifiziert wurden. Dem übergeordneten Prinzip der Quellentreue folgend werden die unterschiedlichen Gewichtungen in der Dokumentation von VerbaAlpina erhalten (Link --> Konzept --> Gebäude --> Almstall), idealerweise können sie jedoch durch Neuerhebungen ausgeglichen oder wenigstens reduziert werden.    

Quellentyp (4): Neuerhebung über soziale Medien

Der Erhebung neuen Materials ist der 'Funktionsbereich (4)' gewidmet (s.u.).

Multidimensionalität

Für ein umfassendes Verständnis der sprachhistorischen Prozesse ist es unbedingt wünschenswert, die sprachlichen Daten um andere, historisch relevante Daten zu ergänzen; das kann VerbaAlpina nur sehr bedingt leisten; immerhin sind manche relevante Daten in der 'Interaktiven Karte' über den Filter 'Außersprachliches' abrufbar. Der folgende Kartenausschnitt zeigt in synoptischer Zusammenschau einerseits die

          • Orte mit lateinischen Inschriften in der Provinz Noricum ;
          • Orte mit lateinischen Inschriften aus Raetien ;
          • aus der so genannten Tabula Peutingeriana überlieferten römische Ortsnamen an den viae publicae .

Andererseits wurden die Reflexe von drei lateinischen, genauer: zwei lateinischen und einem latinisierten, aber mutmaßlich vorrömischen Basistypen aufgerufen:

          • Basistyp lat. casearia in der Bedeutung 'Hütte'  in Nord-, Süd- und besonders prägnant in Osttirol;
          • den Basistyp vorröm. baita in der Bedeutung 'Haus'  in Slowenien südlich von Ljubljana;
          • den Basistyp lat. cellarium in der Bedeutung 'Hütte'  in Oberösterreich.

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Die unübersehbare Kongruenz oder wenigstens Affinität der Distributionen dürfte kaum einem Zufall geschuldet sein.

Funktionsbereich (2): Kooperation

Die Vorstellung der Quellen hat bereits auf die wichtige Rolle der Projektkooperation aufmerksam gemacht. Ihre Umsetzung ist de facto jedoch nicht immer einfach; sie wird durch praktische, d.h. vor allem informationstechnische und damit verbundene datenrechtliche  Probleme, aber am Rande auch ein wenig durch ideologische Vorbehalte gegenüber der open source-Ausrichtung behindert. Jede Kooperation stützt sich auf eine formale Vereinbarung, die den Partnern (PVA) eine exklusiv nutzbare Datenbank zum Upload zusichert. Jede Partner-Datenbank steht allen Partnern zum Download zur Verfügung. Aber die Kooperation soll selbstverständlich nicht auf Datenaustausch beschränkt bleiben; vielmehr sind alle Partner eingeladen (und aufgefordert), alle Funktionsbereiche zu nützen.

Funktionsbereich (3): Publikation

Strenggenommen ist schon die Datendokumentation im Internet eine Form der Publikation; darüber hinaus versteht sich VerbaAlpina aber auch als Instrument zur Veröffentlichung von projektbezogenen Texten. Dafür sind im Wesentlichen drei Formate vorgesehen.

          • Theoretisch und methodologisch zentrale Begriffe und Probleme sowie Hinweise zur Funktionalität der Forschungsumgebung werden in konziser Weise unter dem Reiter Methodologie abgelegt.
          • Ausführlichere analytische Untersuchungen von Projektergebnissen oder theoretische bzw. methodologische Diskussion können unter Projektpublikationen abgelegt werden.
          • Kommentare zu einzelnen sprachlichen Typen werden in der Kartenlegende durch einen 'i'-Button geöffnet; sie können dort auch sehr leicht durch Projektmitarbeiter oder Externe eingestellt werden.
i_button

Über die Legende zugängliche Kommentarfunktion

Der Kommentar zu rom. pigna | pegna zeigt exemplarisch, welchen Beitrag VerbaAlpina zur wortgeschichtlichen Forschung leisten kann.

Funktionsbereich (4):  Crowdsourcing

Damit ist die Erhebung von Neudaten über das Internet gemeint; die Umsetzung wird im Mai 2016 durch einen Pretest vorbereitet und soll im zweiten Halbjahr 2016 aktiviert werden. Dazu wird ein umfangreiches, noch nicht öffentliches Archiv ethnographischer Fotos und Videos  eingesetzt werden.

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Herausheben des Käsebruchs (Tannheim, Bezirk Reutte, Tirol, 1940)

Funktionsbereich (5): Forschungslabor

Es ist ferner vorgesehen, ein virtuelles Forschungslabor einzurichten, das alle interessierten Nutzer einlädt, die von VerbaAlpina entwickelten geolinguistischen Tools (verschiedene kartographische Darstellungen, Typisierungsstufen u.a.) individuell zu nutzen und neue, womöglich auch alternative Analysen und Ergebnisse zu präsentieren. Selbstverständlich können auch die Tools selbst weiterentwickelt werden.


Bibliographie

  • AIS = Jaberg, Karl / Jud, Jakob (1928-1940): Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz, Zofingen, vol. 1-7
  • ALD-II = Goebl, Hans (2012): Atlant linguistich dl ladin dolomitich y di dialec vejins, 2a pert, vol. 1-5, Editions de Linguistique et de Philologie. Link
  • ALTR = Cordin, Patrizia (2005): L'Archivio lessicale dei dialetti trentini. Link
  • Auer 2004 = Auer, Peter (2004): Sprache, Grenze, Raum, in: Zeitschrift für Sprachwissenschaft, vol. 23, 149-179. Link
  • FEW = Wartburg, Walter (1922-1967): Französisches etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes , Basel, vol. 20, Zbinden. Link
  • SAO = Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich (Hrsg.) (1998ff.): Sprachatlas von Oberösterreich
  • SDS = Baumgartner, Heinrich/ Handschuh, Doris/ Hotzenköcherle, Rudolf (1962-2003): Sprachatlas der Deutschen Schweiz, Bern, vol. 1-9, Francke
  • TSA = Klein, Karl Kurt/ Kühebacher, Egon/ Schmitt, Ludwig Erich (1965, 1969, 1971): Tirolischer Sprachatlas, vol. 1-3, Innsbruck, Tyrolia-Verl. [u.a.]

Zur Etymologie von fra. salle, ita. sala und deu. Saal (Zitieren)

Thomas Krefeld


(605 Wörter)

Lizenzierung

Bei der folgenden Gruppe romanischer Bezeichnungen handelt es sich offenkundig um Kognaten:

  • fra. salle/ita. sala 'Saal';
  • port./span./katsala 'Saal, Hauptwohnraum';
  • rumsală 'Saal' ist zweifellos eine junge Entlehnung aus dem Fra. und/oder Deu.

Es drängt sich auf, einen Zusammenhang mit deu. Saal einerseits und andererseits mit einer umfangreichen Gruppe von Ortsnamen anzunehmen, zu der das römische Sala (heute: Rabat in Marokko), die französischen und italienischen Ortsnamen des Typs SallesSala etc. gehören sowie zahlreiche bereits lateinische Derivationen und einige Kompositionen mit dieser Basis.

Allerdings werden fra. salle und ita. sala 'Saal' als Entlehnung aus dem Germanischen aufgefasst, wobei die Entlehnungsgeschichte, bzw. der Entlehnungsweg unterschiedlich erklärt wird.

(1) Das FEW nimmt ausschließlich fränkische Vermittlung an und rekonstruiert altniederfränkisch *săl 'Einraumhaus' als Grundlage. Die galloromanische Entlehnung habe sich dann nach Süden, ins Iberoromanische, und nach Italien verbreitet. Damit sei ein Bedeutungswandel 'Einraumhaus' → 'Herrenwohnhaus'  → 'Wohnhaus größerer Gehöfte' einhergegangen, der die vor allem in Südfrankreich und Italien belegte Verwendung als Toponym erklären würde.

(2) Der DELI 1119 geht von einer altniederfränkischen Entlehnung in der Bedeutung 'Saal'  zur Erklärung des fra. salle und einer langobardischen in der Bedeutung 'casa di campagna' für ita. sala aus, jeweils einschließlich der entsprechenden Toponyme.

Beide Herleitungen trennen die romanischen Toponyme auf der Grundlage der appellativischen Simplicia, d.h. fra. Salles und ita. Sala von den lateinisch-römischen Toponymen (Sala, bzw. Sal- + -ona, -durum usw.), die ja weit in vorgermanische Zeit zurückreichen. Von dieser wenig wahrscheinlichen Annahme abgesehen, ist auch die germanische Basis nicht gut gesichert, wie aus dem Kluge hervorgeht:

Aus g. *sali- m., älter wohl *salaz- n.Saal’, auch in ­anord. salr, ae. sæl, n. salor, sele, gt. in saljan ‛Herberge finden, bleiben’, gt. saliþwos f. Pl. ‛Herberge, Speisezimmer’. Das Wort bezeichnet ursprünglich den Innenraum des Einraumhauses. Außergermanisch vergleichen sich l. solum n. ‛Boden’, lit. salà f. ‛Dorf’, akslav. selo ‛Acker, Dorf’ (in den slavischen Sprachen von einem *sedlo- ‛Siedlung’, das zu sitzen und siedeln gehört, nicht überall deutlich zu scheiden). Weitere Herkunft unklar.

Hinweise[:] Ebenso nndl. zaal, nschw. sal, nisl. salur; [...]" (Kluge Online, o.S.)

Die Erklärung aus dem Germanischen ist auch sachgeschichtlich bedenklich, denn sie verankert die rekonstruierte Ausgangsbedeutung in der vorrömischen Holzbautradition. Nun ist gerade die germanische Terminologie des Bauens durch massive, teils sehr frühe Entlehnungen aus dem Lateinischen-Romanischen geprägt, die auf den römischen Steinbau verweisen;

  • Pfette < lat. patena 'Krippe' (Kluge 698),
  • Mauer < lat. mūrus (Kluge 608),
  • Pfeiler < lat. pīlāre (REW 6500, Kluge 697),
  • Estrich < lat. *astracus, zu gr. ostrakon (Springer 1998, 1165; FEW 7, 440 f.),
  • Ziegel < lat. tēgula (Kluge 1009),
  • Mörtel < lat. mortārium (vgl. Kluge 636),
  • Söller < lat. sōlārium (Kluge 857),
  • Kamin < lat. camīnus (Kluge 467),  
  • Kammer < lat. camera 'Zimmer mit gewölbter Decke, Wölbung' (Kluge 467),
  • Kemenate < lat. caminata 'heizbares Zimmer' (Kluge 486),
  • Küche < lat. cocina zu coquere 'kochen' (Kluge 545),
  • Pforte  < lat. porta (Kluge 700),
  • Fenster < lat. fenestra (Kluge 287),
  • Keller < lat. cellārium (Kluge 486),
  • Zelle < lat. cella (Kluge1006),
  • Straße < lat. (via) strata 'gepflasterter Weg' (Kluge 890),
  • Pflaster < lat. emplastrum (Kluge 698).

Schließlich erfordert die Annahme germanischer Etymologie die Rekonstruktion zweier unterschiedlicher, phonetisch sehr ähnlicher und semantisch eng verwandter Etyma: ein germanisches und ein lateinisches (oder vorlateinisches?) zur Erklärung der genannten lateinischen Toponyme mit sal-. Es wäre doch vor diesem Hintergrund viel eleganter sich mit dieser Basis zu begnügen und ihre frühe, onomasiologisch naheliegende Entlehnung ins Germanische anzunehmen – dafür sprechen die limesnahen Saal-, Sal(l)ach-Bildungen.

Merke:

Auch Autoritäten irren, und autoritäre Irrtümer werden durch fortgesetztes Zitieren nicht zur Wahrheit.

 

Wortgeschichte und Toponymie: zur Familie von ‚Salles‘, ‚Sala‘ und Verwandtem (Zitieren)

Thomas Krefeld


(2483 Wörter)

 

Thomas Krefeld

Mündliche und schriftliche Überlieferung

Aus der systematischen Kombination unterschiedlicher Datentypen lassen sich wechselseitig nützliche methodische Prinzipien ableiten, wie sich ausgehend von der Toponymie  exemplarisch zeigen lässt. Dieser Datenbestand ist für die Sprachgeschichte, speziell für die umfassende historische Rekonstruktion eines bestimmten Raums von grundlegender Bedeutung. Die Forschungsbedingungen sind jedoch alles andere als einfach: Namen ('nomina propria') werden wie Appellative mündlich tradiert und sind daher dem allgemeinen Sprachwandel unterworfen, aber im Unterschied zu den Appellativen sind die rezenten dialektalen Formen oft nicht zugänglich, da sie im öffentlichen Raum und in der verfügbaren Kartographie in aller Regel durch standardsprachliche Äquivalente ersetzt werden; dabei ist mit zahlreichen Volksetymologien zu rechnen. So entspricht z.B. dem hochsprachlichen Gumattenkirchen, in der Gemeinde Mettenheim in Oberbayern, eine dialektale Form Gummaring, die zum Typus  der -ing(en)-Namen zu stellen wäre (Beispiel von Markus Kunzmann).

Darüberhinaus haben wir weder aus der Antike noch aus dem frühen Mittelalter eine flächendeckende schriftliche Überlieferung, sondern allenfalls sporadische Zeugen, so dass die Toponomastik weithin und dauerhaft auf höchst prekäre Datenbestände angewiesen belieben wird.

Toponym_Konti

Toponymie und Überlieferung

In einem ersten Schritt müssen drei Klassen von Toponymen relativ klar und zunächst weitgehend interpretationsfrei unterschieden werden, so dass der interpretationsbedürfitige und problematische Namenbestand umrissen werden kann.

(1) Toponyme mit evidenter Kontinuität

Die erste Gruppe von Toponymen zeichnen sich durch eine evidente historische Kontinuität aus: Entsprechende Namen sind bereits in der Antike bezeugt und finden sich in frühmittelalterlichen schriftlichen Zeugnissen in einer Form, die nach Maßgabe der historischen Phonetik als Fortsetzung der antiken Form anzusehen ist. In diesem Sinn eindeutig ist der Fall des Stadtnamens Kempten (< kelt. *cambo ‚gekrümmt‘ + *dunon ‚Burg, hochgelegener Ort‘)  angesichts der in von Reitzenstein 1991, 203 dokumentierten Beleglage:

  • 1. Jh. n. Chr. Καμβόδουνον (Strabon, Kopie aus dem 12. Jh.)
  • 201 Camb(oduno)
  • undatierte Inschrift Cambodvno
  • 3. Jh. n. Chr. Camboduno (Kopie aus dem 7./8. Jh.), so auch in der Tabula Peutingeriana
  • 425-430 Cambidano (Kopie aus dem 15./16. Jh)
  • 815 Cambidona
  • 817 Campita (Druck von 1629)
  • 831 Campitona
  • 844 Cambidona
  • 981 Kembeduno (Kopie aus dem 10. Jh.)
  • 1063 Kembeten (Kopie aus dem 12. Jh.)
  • 1263 Kemptun
  • 1295 Kempton
  • 1355 Kempten

Ein wichtige, weil meistens gut georeferenzierbare Quelle ist die so genannte Tabula Peutingeriana, die über die Interaktive Karte (→ 'Außersprachliches') von VerbaAlpina abrufbar ist.

Kempten

Kempten in der Tabula Peutingeriana

Darunter sind im Untersuchungsgebiet eine ganze Reihe von Namen mit evidenter Kontinuität: 

In kartographisches Darstellung:

Tabula Peutingerina-Orte mit Namenskontinuität

(2) Orts- und Gewässernamen aus der Fremdbezeichnung von Romanen

Die zweite, allerdings nicht sehr umfangreiche Gruppe besteht aus Namen, mit denen in der Zeit der germanischen Aufsiedelung (und der bairischen Ethnogenese) die ansässige Bevölkerung von den Germanen explizit als Romanen bezeichnet wurden. Diesem Typ liegt die auf den gallischen Stammennamen der Volcae (vgl. Scardigli 2006) zurückgehende germ. Basis *walha zu Grunde (vgl. FEW 17, 490 s.v. *walhisk) , mit der im alemannischen, bairischen, slavischen und ungarischen Sprachkontaktraum verschiedene romanischen Sprachen benannt werden: alemannisch welsch ‚französisch‘, bair. walsch ‚italienisch‘, dt. walachisch ‚rumänisch‘ (vermittelt über slav. vlahŭ, wozu auch pol. włoch ‚italienisch‘), slov. lah ‚Italiener‘, ung. oláh‚rumänisch‘ und olasz ‚italienisch‘ etc. (vgl. Tagliavini 1973, 123, n. 13). Die Verbreitung des Worttyps (der im übrigen auch hinter den britischen Regional- bzw. Sprachbezeichnungen Wales und welsh steht) zeigt, dass hier ebenfalls von einer ganz allgemeinen Grundbedeutung im Sinne von ‚romanisch‘ auszugehen ist. Diese Fremdbezeichnung ist in einem kleinen Gebiet, im romanischsprechenden Teil des heutigen Belgiens, der Wallonie, sowie bei einem Teil der südosteuropäischen Rumänien sogar zur Selbstbezeichnung (wallon) geworden: Die Meglenorumänen in Nordwesten von Thessaloniki nennen sich vla, vlau (pl. vlaş) ‚Walachen‘ (Dahmen 1989a, 436) und die Istrorumänen neben rúmuni im Süden auch vlås, vlåš bzw.Morlaken (< gr. mavroblachoi ’schwarze Walachen‘; Dahmen 1989 448).

In den entsprechenden Orts- und Gewässernamen  mit der Basis walch (Walchstadt,Walch[en]see etc.) oder auch wal(l) (Walensee, Walenstadt, Wallgau etc.) darf man daher einen relativ verlässlichen Hinweis auf die Existenz romanischer Bevölkerung zur Zeit der germanischen Landnahme sehen  (vgl. Schwarz 1970).

Walch_Orte

Walchorte

(3)  Toponyme mit rekonstruierbarer romanischer Etymologie

Alle verbleibenden Namen des ehemals romanisierten Gebiets bilden die größte und problematischste Gruppe. Denn theoretisch kommt beinahe jeder als Rekonstruktionskandidat in Frage. Es bedarf, mit anderen Worten, forschungsleitender Prinzipien, die helfen, die reine Intuition zu vermeiden und eine vollkommen mechanische Deutung zu überwinden.

Der hier vorgeschlagenen Ansatz ist mehrdimensional, interdisziplinär und quantitativ. Da nun archäologische Daten verhältnismäßig sicher der historischen Epoche zugeordnet werden können, deren toponymische Kontinuität in Frage steht, liegt es methodisch nahe, sich zunächst grundsätzlich an räumlichen Verdichtungen dieser Daten zu orientieren. Genauer gesagt sollten Grabungsfunde, epigraphische  Funde und Namen mit gesicherter Kontinuität (der eben genannten Gruppen [1] und [2])  synoptisch zusammengeführt werden. Daraus ergibt sich bereits ein bemerkenswertes Raumbild:

neue synoptische Karten: Nordalpine Kontinuität, Kontinuitätsraum Allgäu

Namenkontinuität, Epigraphik, Archäologie und die Toponymie als Unbekannte

Aus der Kombination der Datentypen im VA-Untersuchungsgebiet ergeben sich hochgradig verdichtete Belegräume, namentlich das Salzburger Becken und der östliche Chiemgau: hier finden sich zahlreiche epigraphische Zeugnisse, Ortsnamen aus der Tabula Peutingeriana  mit Kontinuität (Kuchl < Cuculle), Bezeichnungen von Romanen (Wals, Wallersee)  sowie frümittelalterliche Funde in so großer Zahl, dass eine romanische Kontinuität bis ins Mittelalter nicht in Frage gestellt werden kann (vgl. Reiffenstein 1991).

Es eröffnen sich hier mehrere  großräumige und kleinräumige Forschungsperspektiven, die mehr oder weniger systematisch verfolgt werden können. So müssen lokal gesicherte Namen im Hinblick auf regionale oder gar großräumige Verbreitung ihres Typs überprüft werden. In kleinräumiger Perspektive ist es dagegen notwendig mechanische Herleitungen in Frage zu stellen, um lokale Korrespondenzen nicht zu übersehen.

Das Exempel saloca | Sallach – und seine Implikationen

Dazu ein Beispiel. Unter den Orten der Tabula Peutingeriana mit unbestreitbarer Namenskontinuität ist Sallach, das zu Pörtschach  am Wörther See in Kärnten gehört. Der Name ist in der Tabula als Saloca bezeugt:

Sallach_Poertschach

Sucht man nun weitere Orte dieses Namens sowie der Variante Salach ergibt sich die folgende Liste:

  1. Sallach (Katastralgemeinde von Pörtschach am Wörthersee, Kärnten).
  2. Salach (Lesachtal, Kärnten)
  3. Langensallach Ort (Dorf) (Gemeinde Schernfeld, Kreis Eichstätt, Oberbayern)
  4. Sallach Ort (Weiler) (Gemeinde Uffing am Staffelsee, Garmisch-Partenkirchen, Oberbayern)
  5. Sallach Ort (Dorf) (Gemeinde Rimbach, Kreis Rottal-Inn, Niederbayern)
  6. Sallach Ort (Kirchdorf) (Gemeinde St. Geiselhöring, Straubing-Bogen, Niederbayern)
  7. Sallach Ort (Weiler) (Gemeinde Zell, Kreis Cham, Oberpfalz)
  8. Sallach Ort (Weiler) (Gemeinde Niedermurach, Kreis Schwandorf, Oberpfalz)
  9. Sallach Ort (Kirchdorf) (Gemeinde St. Rain, Donau-Ries, Schwaben)
  10. Burgsalach Ort (Pfarrdorf)  (Gemeinde Burgsalach, Kreis Weißenburg-Gunzenhausen, Mittelfranken)
  11. Salach Ort (Weiler) (Gemeinde Roßhaupten, Kreis Ostallgäu, Schwaben)
  12. Eislingen-Salach (Gemeinde) (Landkreis Göppingen, Baden Württemberg)
  13. Sallach (bei Vöcklabruck, Oberösterreich)

Bis auf 7. und 8. liegen alle Orte südlich des Limes.

Es ist bemerkenswert, dass es sich in allen vier Fällen um kleine, gelegentlich nur aus wenigen Häusern bestehende Siedlungen handelt; übrigens gilt das auch über das Untersuchungsgebiet hinaus, denn der Name führt im ehemals römischen Gebiet zwar gelegentlich auf etwas größere antike Ansiedlungen, z.B. Kastelle, zurückführen, aber niemals auf wichtige oppida oder gar auf municipia. Nimmt man diesen Befund ernst, ist Sal(l)ach geradezu ein Indikator für ländliche Siedlungskontinuität.

Mehrere dieser Orte (1., 3., 4., 9., 10., 12) sind in ein regionales Umfeld eingebettet, das Daten aus unterschiedlichen der genannten Kategorien (Epigraphik, Namen mit erwiesener Kontinuität, Walchen-Namen, frühmittelalterliche Funde) gekennzeichnet ist und oft kombinierte Daten an ein und demselben Ort aufweist.

Lediglich ein Ort, genauer: zwei Bergbauernhöfe liegen in einem Tal, das gemessen an den erfassten Daten keine weiteren Hinweise auf eine römisch-romanische Besiedlung aufweist:, nämlich Salach ([2.] Lesachtal, Kärnten).

Unmittelbar nördlich des VA-Untersuchungsgebiets liegt der Ort 13. Sallach ([13.] bei Vöcklabruck, Oberösterreich). Hier befinden wir uns im Zentrum der Provinz Noricum, in der Nähe von Vöcklabruck, das wiederum den Flussnamen Vöckla trägt, der schon um 790 n.Chr., in der Notitia Arnonis, unter Hinweis auf dort lebende Romanen erwähnt wird; in dieser Urkundensammlung wird in einer Schenkung von Herzog Theodo III. (*770 – + nach 793) an das Erzstift Salzburg von 'Romanen mit ihren fünf tributpflichtigen Häusern am Fluss Vöckla im Attergau' gesprochen („in pago Atragaue secus torrentem Fecchelisaha Romanos et eorum manses tributales V“). Damit wäre romanische Kontinuität über das Salzkammergut hinaus auch in Oberösterreich gesichert.

Selbst das erwähnte, nördlich des Donaulimes gelegene Sallach (8.) ist bemerkenswert, denn es liegt in der Gemeinde Niedermurach und im Fall dieses Ortsnamens stellt sich ebenfalls die Frage nach der Deutung: Soll man das Suffix im Sinne des ahd.aha  'Wasser‘ (wie in den Flussnamen Wertach, Leitzach usw.) deuten, oder im Sinne des galloromanischen acum, das oft die Zugehörigkeit zu einer Person bezeichnete? Im zweiten Fall läge es nahe an Maurus + acum zu denken, wozu auch Maurach am Achensee passt.

Nun gibt es auch Belege außerhalb Bayerns und Österreichs, die eine solche Annahme stüzen könnten; weiterführend ist der Hinweis auf Sallach bei Metz in Lothringen und seine französische Entsprechung Sailly. Denn sie legt es nahe, auch die anderen gleichlautenden Toponyme in Frankreich dem Typen Salacum zuzuschlagen; das franz. Suffix –y ist die lautgesetzlich normale Entwicklung von lat. -acum, wie die Dubletten des Typs südfranz. Aurillac und nordfranz. Orly  (beide < lat. Aureliacum) zeigen. Die Bildung ist oft, wie in diesem Beispiel, als Verbindung eines Personennamens mit einem Zugehörigkeitssuffix zu verstehen. Die in Frankreich sehr zahlreichen Ortnamens dieses Typs erlauben es, den Tabula-Namen Saloca bei Pörtschach ebenfalls als (verschriebene?) –acumBildung zu interpretieren. Eine Übersicht der Belege für -acum in der Tabula Peutingeriana folgt.

 Wenig klar ist die Basis sal, die der Derivation zugrunde. Eine rein formale Abfrage im Gesamtbestand der Tabula-Peutingeriana-Toponyme ergibt zunächst folgende, nicht ganz konsistente Liste
 Daraus  lassen sich etliche Fälle aussondern, in denen sal anscheinend zu einem anderen Stamm gehört, u.a.:
  • zu sal, -is 'Salz', wie in Saleborna (heute Castiglione della Pescaia), mit Referenz auf einen antiken Salzsee an der Mündung der Flusses Borna, heute Bruna, oder wie in Salinis/Salinas
  • zu salvia in Vrbesalvia (heute Urbisaglia)
  • zum Provinznamen Θεσσαλία in Tessalonice

Es bleiben aber in jedem Fall drei relevante morphologische Typen, die sich durch andere Quellen bestätigen lassen:

  • sal in Verbindung mit anderen Suffixen, wie in:
    • Salodurum, heute Solothurn, mit dem ebenfalls keltischen und im Tabula-Peutingeriana-Bestand nicht ganz seltenem Suffix -durum
      mmm 
    • Salomaco, heute Salles, mit dem keltischen magos 'Feld', zu dem die Tabula einige Beispiele belegt; 
    • mit dem Suffix -ona in Salona, heute Solin bei Split in Dalmatien; der Ort ist wegen des Palastes von Diokletian berühmt; das Suffix ist gut dokumentiert:
    • vielleicht mit -untum in den beiden nicht eindeutig lokalisierten Sallunto-Belege in der Provinz Dalmatia sowie vielleicht in Solvnto. 
      Auch dieses Suffix ist darüberhinaus noch mit anderen Basen belegt .  
  • sal in Verbindung mit anderen selbstständigen Wörten, wie Salerno, das den Flussnamen Irno enthält;
  • salo mit vorangestelltem und zusammenschriebenem vetus 'alt' (in Pannonien). 

Diese Liste lässt sich um Namen ergänzen, die außerhalb der Tabula Peutingeriana belegt sind, wie z.B.:

  • Salācia "Municipium der Turdetaner in Lusitanien" (Georges 2456);
  • Salpīnātēs "Stadtgemeinde in Etrurien" (Georges 2466);
  • Salmōna "Fluss in Gallien, der in die Mosella (Mosel) fließt" (Georges 2462)

Entscheidend ist, dass alle genannten, morphologisch mehr oder weniger klaren Derivationen und Kompositionen eine selbstständige Basis voraussetzen, die ebenfalls in der Tabula belegt ist, nämlich in:

  • Sala, auch Sala Colonia, dem heutigen Rabat in Marokko.

Wie sind deutsche Toponyme des Typs Saal zu deuten?

Auch dazu gibt es im österreichisch-bayerischen Raum ein Pendant, nämlich den Typ Saal, der in der Regel im Sinne des Appellativs deu. Saal gedeutet wird oder aber mit den 'alteuropäischen' Hydronymen des Typs Saale in Verbindung gebracht wird (vgl. auch den Fluss Saalach im Salzburger und Berchtesgadener Land); letzteres ist zweifellos sinnvoll für Saalburg(-Ebersdorf) und Saalfeld in Thüringen, die an der Saale liegen. Schon für das Kastell Saalburg am Obergermanischen Limes auf der Taunushöhe ist diese Herleitung jedoch nicht plausibel. Vor allem fällt die geographische Nähe mancher Saal-Namen zu den Sallach-Namen auf; die Reihung von drei Limeskastellen Saalburg, Burgsalach und Untersaal am obergermanischen Limes  dürfte kaum dem Zufall entspringen. Dazu zwei weitere, limesferne Beispiele:

Maria Saal in Kärnten

Der Ort liegt ganz in der Nähe des Municipiums Virunum, der von Claudius gegründeten Hauptstadt der Provinz Noricum und ihrer Vorgängerin, der Stadt auf dem Magdalensberg, also in einer sehr intensiv romanisierten Gegend.

Saalfelden am Steinernen Meer

Dieser Ort liegt im Pinzgau, einer ebenfalls intensiv romanisierten Region mit starken keltischen Spuren; insbesondere sind die Ausgrabungen am Biberg zu erwähnen.

"Im 8. Jahrhundert wurde das älteste Güterverzeichnis der Salzburger Kirche angelegt. Mit diesen Aufzeichnungen wurde die Bedeutung des Salzburger Gründerheiligen Rupert als Apostel der Bayern dokumentiert. Dieses Güterverzeichnis bringt auch die erste schriftliche Nachricht über Saalfelden und den Pinzgau. Darin wird berichtet, dass ein Priester namens Boso gewisse Ländereien an Orten im „Salzburggau“ (Saalfelden, Zell am See, Wals) übergeben hatte. Saalfelden ist namentlich genannt, ebenso der Fluss Saalach: „in Bisoncio, quod nunc Pinzgo dictur atque ad Salvet super Sala“ („in Bisoncium, das nun Pinzgau genannt wird, sowie nach Saalfelden an der Saalach“). (https://de.wikipedia.org/wiki/Saalfelden_am_Steinernen_Meer) vgl. Chronik der Gemeinde Saalfelden, Saalfelden 1992.

Die erste Erwähnung als Salvet entspricht genau dem Vetvsallo der Tabula – wenn man sie als verkürztes Salvetus  mit nachgestelltem Adjektiv liest. Die Konstituente -feld in Saalfeld wäre vor diesem Hintergrund als eine volksetymologische Umdeutung des -vet in Salvet(us) zu deuten.

Sala, Salles, Saal, Sa(a)l(l)ach in der Toponymie

Karte: Sala, Salles, Saal, Sa(a)l(l)ach in der Toponmyie

Die Basis sal-

Angesichts der Situierung der deu. Ortsnamen auf Basis von sal- südlich des Limes drängt es sich auf,  lateinisch-romanischen Ursprung oder zumindestens lateinisch-romanische Vermittlung anzunehmen. Es dürfte sich daher um dieselbe Basis handeln, die auch den genannten römischen Ortsnamen (Sala, Salona usw.) zu Grunde liegt. Ein wirkliches Etymon ist damit allerdings noch nicht identifiziert. Immerhin lassen sich im Licht des Gesagten bestimmte Kriterien formulieren, denen eine Herleitung genügen muss:

  • Wegen antiker Belege scheidet die Annahme einer germanischen Grundlage aus; die ganze Diskussion wirft dagegen ein merkwürdiges Bild auf die kaum in Frage gestellten Ableitung der italienischen Ortsnamen des Typs Sala vom langobardischen bzw. fränkischen *sal, wie überhaupt die germ. Etymologie  der romanischen Appellativa (franz. salle, it. sala usw.) nicht wirklich überzeugt.
  • Trotz der Verbindung mit den genannten keltischen Elementen (magos, durum, -acum) passt die Verbreitung von Mauretanien, über Süditalien bis Dalmatien nicht gut zur Annahme eines keltischen Grundwortes.
  • Das einzige lateinische Etymon, das formal in Frage kommt, passt semantisch nicht:

    "lat. salum [...] I. 1) eig. v. Meere, a) das offene, hohe Meer [...] b) das Meer übh. c) übtr., die Strömung eines Flusses" (Georges 2467 )

  •  Es bleibt daher nur die Konsequenz, ein nicht bezeugtes lateinisches *salum 'kleinere Siedlung, kleineres Kastell, Landgut' oder in ähnlicher Bedeutung anzunehmen; denkbar ist allerdings auch galloromanischer Ursprung mit sekundärer Verbreitung über das Lateinische (analog zu gallisch carrus  'Wagen', das früh gesamtromanische Verbreitung gefunden hat).

Bibliographie

  • Reiffenstein 1991 = Reiffenstein, Ingo (1991): Vom Sprachgrenzland zum Binnenland. Romanen, Baiern und Slawen im fühmittelalterlichen Salzburg, Stuttgart, in: Bleumer, Hartmut/ Franceschini, Rita/ Habscheid, Stephan/ Werber, Niels (Hrsg.): Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, vol. 21, Metzler, 40-64
  • Scardigli 2006 = Scardigli, Piergiuseppe: Volcae, Berlin/New York, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA), vol. 32, de Gruyter, 563–564
  • Schwarz 1970 = Schwarz, Ernst (1970): Baiern und Walchen, München, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, vol. 33, C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, 857-938.. Link

Datenzugriffsschicht (Zitieren)

Stephan Lücke


(44 Wörter)

Die Datenzugriffsschicht besteht aus den beiden Tabellen z_sprachdaten und z_orte (für Geodaten).

Die Tabelle z_sprachdaten dokumentiert gleichermaßen phonetische und morphologische Typen. Durch die Möglichkeit mehrfacher Zuordnungen auf diesen Ebenen können einzelne Belege in dieser Tabelle in mehreren Datensätzen/Zeilen auftauchen.

 

Typisierung (Zitieren)

Stephan Lücke


(206 Wörter)

Die Typisierung erfolgt ausgehend von den Tokens. Die phonetische und die morphologische Typisierung werden entkoppelt und können jeweils über Verknüpfungstabellen mehreren phonetischen und/oder morphologischen Typen zugeordnet werden. Die Zuordnung ist ein Akt der Interpretation, weswegen in den Verknüpfungstabellen jeweils dokumentiert werden muss, von wem eine Zuordnung vorgenommen wurde. In der Tabelle der morphologischen Typen muss angegeben werden, von wem der jeweilige Typ definiert wurde. Dies können entweder Referenzwörterbücher oder – sofern kein Referenzwörterbuch einen passenden Typus enthält – auch VA selbst sein. Morphologische Typen werden definiert durch die Orthographie, Affixe, Genus, Numerus und Basistyp. Die Einträge in dieser Tabelle sind bezüglich dieser Eigenschaften eindeutig (unique-Index).

morphologischeTypisierung

 

Im gegebenen Beispiel ist dem VALTS der morphologische Typ "Alm" entnommen. Dieser geht zurück auf einen Beleg, der im VALTS nicht dokumentiert ist. VA verbindet entsprechende Belege nicht mit dem morphologischen Typ "Alm", sondern mit "Alp". Der Ursprung des morphologischen Typs wird in Klammern hinter dem Typ angegeben. Ein bereits vorhandener Typ wird kein zweites Mal angelegt, weswegen der angegebene Ursprung sich zufällig durch die Reihenfolge der Datenerfassung ergibt.

Komposittypen (Mehrwortlexien) könnten zusammen mit den "einfachen" morphologischen Typen in der selben Tabelle gelistet werden. In diesem Fall wäre lediglich eine weitere Verknüpfungstabelle erforderlich, die die Gruppierung der betreffenden Tokens erlaubt.

‘VerbaAlpina’ – Auf dem Weg zu einer panalpinen linguistischen Kartographie (Zitieren)

Stephan Lücke


(4413 Wörter)

Thomas Krefeld | Stephan Lücke

Überarbeitete deutschsprachige Fassung eines auf dem Kongress "Lingue e culture della montagna", TorinoBobbio Pellice, 15./16.5.2015, gehaltenen Vortrags


0. Wissenschaftskommunikation in der Perspektive der digital humanities

VerbaAlpina (= VA) wurde von vorneherein mit dem Anspruch konzipiert, ausschließlich Webtechnologie einzusetzen und auf alle, noch weithin verbreiteten, hybriden Lösungen zu verzichten, die sich ergeben, wenn die Optionen des Internet erst in einem zweiten, nachgeordneten Schritt genutzt werden, wie es z.B. bei der Veröffentlichung lokal entwickelter, proprietärer Formate geschieht. Die wissenschaftliche Zielsetzung wird dadurch durchaus nicht berührt, aber die Wissenschaftskommunikation unterliegt substanziell anderen Rahmenbedingungen (cf. Krefeld  2011).

Der tiefgreifendste Unterschied betrifft die Organisation der Forschungsarbeit; während die traditionelle Vorgehensweise die Abfolge unterschiedlicher Phasen vorsieht, die mit der Publikation der Ergebnisse zum Abschluss kommen, werden die unterschiedlichen Forschungsaufgaben bei webbasierter Durchführung weitgehend parallel geleistet. Genauer gesagt erfolgt die Arbeit in vier verschiedenen,  eng miteinander verflochteten Domänen, die im Folgenden  beschrieben werden sollen:

- Dokumentation,
- Kooperation,
- Erhebung,
- Publikation.

Um das reibungslose Ineinandergreifen dieser Funktionsbereiche zu garantieren, ist es unbedingt erforderlich ausschließlich Software mit öffentlich zugänglichen Quellcodes ('open source') einzusetzen. Die Kooperation mit privatwirtschaftlich ausgerichteten Unternehmen oder mit staatlichen Einrichtungen, die auf informationstechnische Eigenständigkeit ausgerichtet sind, ist daher grundsätzlich problematisch. Eine Sprache gehört niemandem, oder besser: Sie gehört allen, die sie erwerben oder lernen -- auch dann, wenn sie in digitaler Kodierung dokumentiert wird. Sprachdokumentationen, die durch öffentliche Mittel ermöglicht werden, müssen der Öffentlichkeit auch zur Verfügung gestellt. Keinesfalls dürfen sie in mehr oder weniger indirekter Weise, etwa durch die Verwendung proprietärer Software,  zum geistigen und kommerziell einklagbaren Eigentum derjenigen werden, die sie medial bereit stellen.

1. Dokumentation

Die Dokumentation erfolgt in ethnolinguistischer Perspektive.

sono scelte certe tecniche culturali e fenomeni caratteristici dell'ambiente naturale alpino assieme alle designazioni dialettali corrispondenti. Tutti i dati sono presentati sotto forma cartografica virtuale, che esige la georeferenziazione di ogni dato. escludendo ovviamente qualisiasi informazione non georeferenziabile. L'utente ha la possibilitè di selezionare alternativamente concetti o tipi linguistici. Ecco un esempio che mostra sul tema dei fabbricati d'alpeggio (designazioni|foto); per il momento le foto non sono ancora implementate nella cartografazione.

I dati etnolinguistici sono completati da certi dati extralinguistici adatti a fornire informazioni sulla formazione del 'paesaggio' etnolinguistico in generale e specialmente alla diffusione di varianti dialettali. La funzione Carta sinottica permette anche di comporre e di salvare carte individuali combinando liberamente concetti, tipi lessicali e/o dati extralinguistici, come ad esempio i luoghi delle strade romane secondo la tavola Peutingeriana e i monasteri alpini. Nella zona oggi tedescofona la loro fondazione che risale delle volta fin al 8. secolo d.C. assiem alla ubicazione vicino a necropoli e insediamenti romani (non ancora georeferenziati) fa pensare   a una continuità romanza fin al medioevo (vd. strade romane_monasteri).

 

#Überleitung Stephan: --- VA führt ALSO---


 

VerbaAlpina führt eine große Menge von Daten aus unterschiedlichen Quellen in einem einzigen System zusammen. Im Großen und Ganzen unterscheiden wir Sprachatlanten, Wörterbücher, Kooperationspartner und die sog. "Crowd" als Datenquellen. Jede dieser Quellenkategorien wie auch die Quellen im Einzelnen stellen unterschiedliche Herausforderungen dar. Im wesentlichen geht es darum, sämtliches Quellenmaterial, gleich welchen Ursprungs es ist, in eine einheitliche Datenstruktur und Zeichenkodierung zu überführen. Erst dadurch wird das Material quellenübergreifend vergleich- und analysierbar.

Im Zusammenspiel von VerbaAlpina mit seinen unterschiedlichen Datenquellen stellen die von VerbaAlpina gewählte Datenstruktur sowie Zeichenkodierung den Fix- und Ausgangspunkt aller Datenausstauschkonzepte dar.

VerbaAlpina ist in erster Linie lexikalisch ausgerichtet. Im Zentrum stehen also Wörter und deren Bedeutung, bzw., anders ausgedrückt: die Konzepte bzw. Begriffe, die mit Ihnen bezeichnet werden.

VerbaAlpina hat sich für die Verwendung des sogenannten relationalen Datenmodells entschieden. Dessen Charakteristikum ist die Anordnung der Daten in Tabellen. Im einfachsten Fall sieht – um ein Beispiel anzuführen – der Sachverhalt, dass das Wort "baita" das Konzept "Sennhütte" bezeichnet, im relationalen Datenmodell so aus:

 CONCETTO NOME DEL COMUNE LONGITUDINE Latitudine anno fonte
baita CASCINA DI MONTAGNA Monasterolo del Castello 9.9327 45.7641 1940 AIS 1192_1, 247

Da es sich um ein Projekt der Geolinguistik handelt, werden zusätzlich die Geokoordinaten des Ortes gespeichert, von dem die Daten stammen. Die Chronoreferenzierung in Gestalt der Jahreszahl gestattet diachrone Analysen. Die Nennung der Quelle ergibt sich aus dem Gebot wissenschaftlicher Nachvollziehbarkeit.

Ausgehend von einem sprachlichen Einzelbeleg, unterscheidet VerbaAlpina eine Reihe von Abstraktionsstufen. Zunächst werden – nach den Kriterien der historischen  Phonetik – phonetisch ähnliche Belege zu phonetischen Typen zusammengefasst. Morphologisch ähnliche phonetische Typen werden anschließend wiederum zu morphologischen bzw. lexikalischen Typen zusammengefasst.

Partendo da un'attestazione concreta VerbalAlpina distingue in modi d’astrazione diversificati. Inizialmente – seguendo i criteri della fonetica storica -vengono riassunti dei tipi fonetici a base delle attestazioni fonetiche simili. Le attestazioni morfologiche simili vengono dunque riassunte come tipi morfologici cioè lessicali.

morphologische Typen

Die Kategorie "Basistyp" schließlich fasst mehrere morphologische Typen sprachübergreifend zusammen.

In fine la categoria “tipo di base” comprende alcuni tipi morfologici estendosi su lingue diverse.

Während auf den Ebenen "Beleg" und "Phonetischer Typ" die IPA-Transkription verwendet wird, werden der "Morphologische Typ" und der Basistyp in Standardorthographie abgebildet, die sich, soweit möglich, an der Graphie definierter Referenzwörterbücher orientiert. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang im romanischen Raum die tessinischen Wörterbücher RID und LSI, da sie auch über ihren eigentlichen Dialektbereich hinaus zahlreiche im Alpenraum weit verbreitete Typen in einer allgemein lesbaren Weise erfassen.

Usando la trascrizione IPA per l’attestazione concreta ed il tipo fonetico, i tipi morfologici ed il tipo di base vengono illustrati nell’ortografia dello standard , che si orienta, per quanto è possibile, alla grafia dei dizionari di riferimento definiti. In questo contesto i dizionari del Tessino RID e LSI sono di enorme importanza per l’area romanza, perché registrano anche numerosi tipi, della regione alpina, che non si trovano nella sua propria area dialettale, in modo generalmente comprensibile.

Die verschiedenen Ebenen der Typisierung werden zusammen mit einer Anzahl ausgewählter, relevanter Metadaten wie z.B. Informationen zur Quelle der Sprachdaten, also etwa bibliographischen Angaben, oder ihrer geographischen Herkunft und dem Erhebungszeitpunkt in einer einzigen Tabelle versammelt. Diese Tabelle erfüllt eine doppelte Funktion: Zum einen ist sie die sogenannte "Datenzugriffsschicht", auf die das Web-Frontend von VerbaAlpina etwa zur Erzeugung der interaktiven Sprachkarten zugreift, zum anderen ist sie Teil der zentralen Schnittstelle VAP, über die VerbaAlpina seinen Datenbestand seinen Projektpartnern zur Verfügung stellt. Nicht sprachbezogene, aber georeferenzierbare Daten werden in einer eigenen Tabelle zusammengeführt, die den anderen Teil der Schnittstelle VAP bildet.

I vari livelli della tipizzazione vengono raccolti con una quantità di metadati importanti selezionati , per esempio informazioni delle fonte dei dati linguistici, quindi la bibliografia, o la loro origine geografica e la data del rilevamento, racchiusi in una singola tabella. Questa tabella funziona in doppio modo: di una parte la tabella è il cosiddetto modulo di accesso ai dati, a cui il web-fronted di VerbaAlpina si serve per la produzione per le carte linguistiche interattive, e dell'altra fa parte dell’interfaccia VAP, con cui VerbaAlpina mette a disposizione il suo file di dati ai partner di cooperazione. I dati georeferenziati, che non si riferiscono alla lingua, sono raccolti in una propria tabella, che forma l’altra parte dell’interfaccia VAP

Datenzugriffsschicht

2. Die Datenquellen von VerbaAlpina

Während der derzeit laufenden Phase der systematischen Datensammlung besteht eine der wesentlichen Herausforderungen darin, Sprachmaterial aus Sprachatlanten, Wörterbüchern und Partnerprojekten in die skizzierte Systematik von VerbaAlpina zu überführen. Wir möchten dies im folgenden anhand ausgewählter Beispiele exemplifizieren.

2. Le fonti dei dati di VerbaAlpina

Durante la fase corrente del rilevamento dati, una delle sfide essenziali è il trasferimento del materiale linguistico degli atlanti linguistici, dei dizionari e dei partner di cooperazione nella sistematicità appena illustrata di VerbaAlpina. Ciò vorremmo presentare nei selezionati esempi seguenti :

a. Die Daten des AIS

Die Daten des AIS repräsentieren – der romanistischen Tradition der Sprachatlanten folgend – unmittelbare Einzelbelege in phonetischer Transkription des Böhmer-Ascoli-Systems. Normalerweise bezeichnen die in den Karten eingetragenen Belege das Konzept, dem die entsprechende Karte gewidmet ist. Im Einzelfall, aber nicht selten, geht aus Erläuterungen und Randnotizen auf den Karten hervor, dass ein spezieller Beleg nicht exakt das Hauptkonzept der Karte bezeichnet, sondern eine spezielle Variante oder ein Unterkonzept jenes Hauptkonzepts.

I dati dell’AIS presentano, seguendo la tradizione romanza degli atlanti linguistici, le attestazioni diretti nella trascrizione fonetica del sistema Böhmer-Ascoli. Normalmente le attestazioni, che sono iscritte nella carta, designano il concetto, a cui la carta è dedicata. Nel caso concreto, però non raro, si capisce dalle spiegazioni ed annotazioni , che un'attestazione speciale non corrisponde esattamente al concetto principale, bensì a una varietà particolare o a un concetto subordinato.

Die folgende Graphik zeigt einen Ausschnitt aus der AIS-Karte 1192_2, die – in Listenform – dem Konzept Milch- bzw. Käsekeller gewidmet ist.

La grafica in seguito mostra un frammento della carta AIS 1992_2, che è dedicata al concetto "cantina da latte, da formaggio" in forma di una lista.

Die drei mit rotem Pfeil markierten Belege bezeichnen den im Atlas gegebenen Zusatzinformationen zufolge jeweils bestimmte Varianten jenes Basiskonzepts. Bei der Erfassung der Daten in der Datenbank wird dies wie folgt registriert:

Le attestazioni che sono marcate con la freccia rossa designano gli informazioni aggiunti nell’atlante in conseguenza della variazione particolare del concetto di base. Nel rilevamento dei dati nella BD questo fatto viene registrato così:

Bei der Datenerfassung ist vom Bearbeiter jeweils zu entscheiden, welcher Kategorie innerhalb der VerbaAlpina-Systematik ein in der Quelle präsentierter "Beleg" zuzuordnen ist. In Betracht kommen grundsätzlich individuelle Sprecherbelege oder aber morphologische Typen. Im Fall des AIS handelt es sich stets um individuelle Sprecherbelege. Dies wird entsprechend in der VA-Datenbank registriert.

Nel rilevamento dei dati, l’elaboratore deve decidere a quale categoria entro la VerbaAlpina sistematicità , si deve assegnare un’attestazione presentata nella fonte. In generale vengono presi in considerazione le attestazioni individuali dall’informatore o tipi morfologici. Nel caso dell’ AIS si tratta sempre di attestazioni individuali. Ciò viene registrato appropriatamente nella banca dati di VerbaAlpina.

Grundsätzlich ist die Erfassung des Datenmaterials aus Sprachatlanten kaum zu automatisieren und muss im wesentlichen manuell erfolgen. Dabei tritt speziell bei den individuellen Sprecherbelegen das Problem der phonetischen Transkription auf, das per se ein doppeltes ist: Zum einen muss ein Weg gefunden werden, wie die bisweilen idiosynkratischen Zeichen, die teils noch nicht in Unicode kodiert sind, mit einer westeuropäischen Tastatur erfasst werden können. Zu diesem Zweck hat sich aus Sicht von VerbaAlpina der sog. Betacode bewährt, bei dem solche Zeichen in Abfolgen von ASCII-Zeichen übersetzt werden. Das andere Problem bei der Erfassung von Sprecherbelegen aus Sprachatlanten besteht darin, dass die phonetischen Eigenheiten der Einzelbelege in die IPA-Referenztranskription überführt werden müssen. Denn erst dadurch wird Material aus unterschiedlichen Quellen in unterschiedlichen phonetischen Transkriptionssystemen vergleichbar. Soweit möglich erfolgt diese Umsetzung in die IPA-Transkription algorithmisch durch den Einsatz von Ersetzungsroutinen.

Generalmente il rilevamento del materiale degli atlanti si può difficilmente automatizzare e quindi bisogna farlo manualmente. A questo punto si trovano dei problemi con la trascrizione fonetica specialmente con le attestazioni individuali. Questo è un problema doppio: anzitutto si deve trovare un modo come si possono usare i simboli idiosincratici, che non sono ancora codificati in Unicode, con una tastiera europea occidentale. A ciò,dal nostro punto di vista, il cosiddetto betacode, in cui questi simboli sono tradotti in successioni dei simboli di ASCII, ha dato buona prova. L’altro problema con il rilevamento delle attestazioni dai informatori è quello: si devono trasferire le particolarità fonetiche delle attestazioni nella trascrizione di riferimento di IPA. Non primo d'ora il materilae delle fonti varie in sistemi di trascrizione fonetici diversi è comparabile. Per quanto è possibile questa trasposizione in IPA risulta usando un'algoritmo di sostituzione

b. VALTS

Anders als der AIS folgt der "Vorarlberger Sprachatlas" der Tradition der germanistischen Sprachatlanten, die im wesentlichen mit Punktsymbolkarten arbeiten und den Einzelbeleg nur in Ausnahmefällen präsentieren. In den meisten Fällen lassen sich aus den VALTS-Karten demnach nur morphologische Typen ablesen. Das folgende Beispiel zeigt die VALTS-Karte IV 73, die den Konzepten "Sennhütte" und "Sennereiraum" gewidmet ist – wodurch bereits deutlich wird, dass bei der Erfassung dieser Karte im Einzelfall unterschieden werden muss, ob sich ein Datum auf "Sennhütte" oder auf "Sennereiraum" bezieht. Insofern besteht hier das gleich Problem wie im Fall des AIS. Hier nun der Ausschnitt aus der entsprechenden Karte:

Diverso dall'AIS, l'atlante "Voralberger Sprachatlas" (atlante linguistico di Voralberg) segue le tradizioni degli atlanti linguistici germanistici, che funzionano in generale con carte simboli e a punti e presentano le attestazioni solo nel caso concreto. Dalle carte del VALTS si possono dunque rilevare solo i tipi morfologici. L'esempio mostra la carta del VALTS IV 73, che è dedicata aiconcetti "cascina di montagna" e "stanza nella cascina di montagna" , così è già evidente che durante il rilevamento si deve differenziare se la data si riferisce al concetto "cascina" o "stanza nella cascina". Dunque c'è lo stesso problema come nell'AIS. Ora vorrei mostrarVi  il frammento della carte equivalente:

Wie man sieht, präsentiert die Karte einen Mix aus phonetischen Typen wie "Tieje" oder "Taje" und morphologischen Typen wie "Hütte" und "Sennküche", wobei dieser letztere Typus eben nicht die Hütte als Ganzes, sondern nur einen Teil derselben, nämlich das Konzept "SENNEREIRAUM INNERHALB DER ALPHÜTTE" bezeichnet. Das grün markierte Exemplum wiederum illustriert den Fall, dass zusätzlich zur Angabe des morphologischen Typs ein konkreter Sprecherbeleg geliefert wird.

Si vede che la carta presenta un misto dei tipi fonetici come "Tieje" o "Taje" e i tipi morfologici come "Hütte" (baita) e "Sennküche" (cucina nella cascina di montagna) , in cui però l'ulimo tipo appunto non significa la cascina in tutto, bensì solamente una parte di essa, cioè "stanza dove si lavora il latte ed il formaggio nella cascina di montagna". L'esmpio in verde invece mostra il caso in cui inoltre al tipo morfologico viene rappresentato l'attestazione concreta dell'informatore.

Die Abbildung dieser Informationen in der VerbaAlpina-Datenbank sieht in schematischer Darstellung wie folgt aus. Die Farben der Tabelle beziehen sich auf die Markierungen der soeben gezeigten Karte:

L'illustrazione di questa informazione è realizzata nella banca dati di VerbaAlpina in modo schematico seguente. I colori della tabella corrispondano alle marcature della carta appena mostrata.

Im Fall der "Sennküche" enthält der VALTS uns den Einzelbeleg vor. Auf diese Weise können die Felder "Beleg" sowie, in Abhängigkeit davon, "Betacode" und "IPA" nicht befüllt werden. In unserer Graphik haben wir daher an dieser Stelle Fragezeichen eingetragen, in der Datenbank bleiben die Felder schlichtweg leer. Und im Fall der phonetischen Typen "Taje" und "Tieje" benennt der Atlas keinen morphologischen Typen, der demnach von VerbaAlpina identifiziert bzw. ergänzt werden *muss*, da es sich hierbei um die Leitkategorie von VerbaAlpina handelt. Dieser Schritt verlangt Expertenwissen und erfolgt in der Weise, dass aus einem oder mehreren Referenzwörterbüchern ein – oder gegebenenfalls auch mehrere – nach Ansicht des Bearbeiters passende Lemmata zugeordnet werden. Im vorliegenden Fall wurde der Eintrag "Teie" aus dem Schweizerischen Idiotikon gewählt:

Nel caso del concetto "cucina nella cascina di montagna in cui si lavora il latte ed il formaggio" il VALTS non dichiara le attestazioni. In conseguenza le celle "attestazione","Betacode" e "IPA" non possono essere definiti. Nella nostra grafica mettiamo dunque il punto interrogativo. Nella banca dati queste celle restano semplicemente vuote. E nel caso di "Taje" e "Tieje" l'atlante non propone un tipo morfologico. Il quale deve essere identificato cioè completato da VerbaAlpina, poichè si tratta di una categoria principale di VerbaAlpina. Questo passo chiede delle conoscienze speciali e viene realizzato in questo modo: assegniamo da uno o alcuni dizionari di riferimento, dipende dalla opinione dell'elaboratore, una lemma adeguata. Nel caso presente abbiamo scelto la registrazione di "Teie" del IDITIKON, un dizionario del tedesco svizzero.

3. Cooperazione

c. Daten aus Partnerprojekten

VerbaAlpina besitzt Kooperationvereinbarungen mit einer Vielzahl von Partnern, von denen die meisten selbst über georeferenzierte Sprachdaten verfügen. Wie gerade bei den Sprachatlanten demonstriert, so geht es auch bei den Daten der Partner darum, diese im Sinne der VerbaAlpina-Strukturen zu klassifizieren und in den VerbaAlpina-Datenbestand zu integrieren. Da es bislang keine verbindlichen Standards gibt, muss für die Daten eines jeden Projektpartners eine eigene Schnittstelle entworfen und realisiert werden, die die Strukturen und Kodierungen der Fremddaten den Standards von VerbaAlpina angleichen.

VerbaAlpina ha degli accordi di cooperazione con una moltitudine di partner, dai cui la maggior parte dispone già dei dati linguistici georeferenziati. Come Vi abbiamo già dimostrato con gli atlantici linguisitici si tratta anche con i dati dei partner di una classificazione nel senso di VerbaAlpina e di una integrazione nel file dei dati. Siccome finora non esiste uno standard vincolante, si deve creare e realizzare un'interfaccia particolare per i dati di ognuno dei partner, che adatta le strutture e le codifiche dai dati stranieri allo standard di VerbaAlpina.

Sofern unsere Partner ebenfalls das relationale Datenmodell verwenden, stellen wir eine MySQL-Datenbank zur Verfügung, die nicht nur für den Datentransfer gedacht ist, sondern von unseren Partnern auch produktiv genutzt werden kann.

Purché i nostri partner usino anche il modello relazionale, mettiamo a disposiszione una banca dati di MySQL, che non si può usare solamente per il trasferimento dei dati, ma anche per l'uso produttivo dei partner.

1. "Archivio lessicale dei dialetti trentini" (ALTR)

VerbaAlpina hat bereits Daten von Kooperationspartnern erhalten. Das folgende Exemplum bezieht sich auf unser Partnerprojekt "Archivio lessicale dei dialetti trentini" (ALTR), geleitet von Patricia Cordin. Die Daten des ALTR sind gespeichert in der MySQL-Datenbank PVA_ALTR, wobei das Kürzel "PVA_" für "Partner von VerbaAlpina" steht. Ebenso wie viele andere unserer Quellen und Projektpartner verwendet auch der ALTR sein eigenes phonetisches Transkriptionssystem, das für die Zwecke von VerbaAlpina in die Referenztranskription IPA übertragen werden muss. Das Vorgehen ist dabei im wesentlichen so, wie oben im Zusammenhang mit dem AIS bereits beschrieben, so dass wir darauf nicht näher einzugehen brauchen. Komfortabel ist – verglichen z.B. mit dem AIS – natürlich, dass die Arbeit der manuellen Datenerfassung hier entfällt.

VerbaAlpina ha già ricevuto dei dati dei partner di cooperazione. L'esempio seguente si riferisce al  nostro partner-proggeto "Archivio lessicale dei dialetti trentini" (ALTR) , condotto di Patrizia Cordin. I dati dell'ALTR sono salvati nellab banca di MySQL PV_ALTR. La sigla "PVA_"  vuol dire : Partner di VerbaAlpina. Anche l'ALTR usa un proprio sistema di trascrizione fonetica, che si deve trasferire nella trascrizione di riferimento IPA per gli intendimenti di VerbaAlpina, come peraltro tanti delle nostri fonti e partner. Sostanzialmente il modo di agire è come abbiamo già spiegato nel contesto dell'AIS. Quindi non dobbiamo approfondire. Però naturalmente è più confortevole, confrontato all'AIS, che il rilevamento dei dati manuale venga omesso.

Anhand des ALTR lässt sich jedoch ein anderes Problem illustrieren, das auch bei verschiedenen anderen unserer Quellen auftritt, z.B. beim "Tirolischen Sprachatlas" (TSA). Hier geht es darum, Georeferenzierungen, die z.B. beim ALTR wenigstens teilweise flächenbezogen erfolgen, in das VA-System der Punktreferenzierung zu übertragen.

Pero con l'ALTR si può illustrare un altro problema, che si vede anche da alcune altre fonti. Per esempio al TSA (atlante linguistico del Tirolo). Qui si tratta di un trasferimento dei dati georeferenziati , che vengono rilevati in parte anche riguardando la superficie , per esempio dall'ALTR , nella sistematicità di VA di riferimento a punti.

 

Dem ursprünglichen Eintrag im ALTR (Markierung "A") ist zu entnehmen, dass der phonetische Typ "agraiöl" (eine Bezeichnung für ein Gefäß zur Aufbewahrung von Lab) in der Alta Val di Sole vorkommt. Darüberhinaus gibt es in bestimmten Ortschaften Varianten, nämlich "agraöl" in Peio und Vermiglio sowie "agröl" in Pellizano. Der in der ALTR-Datenbank dokumentierten regionalen Aufteilung zufolge (Markierung "B") gehören die beiden Ortschaften Vermiglio und Mezzana zur Alta Val di Sole. Daraus folgt, dass der Typ "agraiol" in diesen beiden Ortschaften belegt ist. Der Bemerkung im Feld Varianti_in_uso zufolge existiert jedoch in Vermiglio eine Variante, nämlich "agraöl" – ein Typ der seinerseits wiederum in Peio begegnet, einer Ortschaft, die in der Val di Peio liegt. Die Variante "agröl" schließlich ist für die Ortschaft Pellizano belegt, die sich ebenfalls außerhalb der Alta Val di Sole befindet. Durch das Gebot der Punktreferenzierung bei gleichzeitiger Unterscheidung verschiedener phonetischer Typen erfolgt die Speicherung der beschriebenen Daten in der Datenbank von VerbaAlpina in insgesamt fünf Datensätzen (Markierung "C").

Dalla registrazione originale dell'ALTR (Marcatura A) si capisce che il tipo fonetico “agraöil” (un'espressione per la conservazione del caglio) esiste nella Alta Val di Sole. Oltre a ciò si trovano delle variazioni nei certi luoghi, per esempio “agraöl” in Peio e Vermiglio o “agröl” in Pelliziano. Seguendo la divisione regionale (Marcatura B), che è documentata nella banca dati dell'ALTR, i luoghi Vermiglio e Mezzana fanno parte di Alta Val di Sole. Ne consegue che il tipo “agraiol” è attestato nei due luoghi. Ma secondo il commento nella cella Varianti_in_uso esiste una variante a Vermiglio, “agraöl” – un tipo che è attestato a Peio, e questo è un luogo che si trova nella Val di Peio. La variante “agröl” infine è attestata nel luogo Pelliziano, che si trova anche fuori dalla Alta Val di Sole. Sulla base del riferimento a punti, differenziamo contemporaneamente diversi tipi fonetici e l'archiviazione dei dati appena descritti risulta nella banca dati di VA in cinque passi. (Marcatura C)

2. Der "Atlant linguistich dl ladin dolomitich y di dialec vejins", 2a pert (Sprachatlas des Dolomitenladinischen und angrenzender Dialekte, 2. Teil) von Hans Goebl (ALD-II)

Ebenfalls bereits in relationaler Gestalt liegen die Daten des ALD-II vor. Darüberhinaus ist in diesem Korpus eine Punktreferenzierung der Sprachdaten gegeben. Bei den Sprachdaten selbst handelt es sich um unmittelbare Einzelbelege. Die Angleichung der Strukturen an VA_DB ist daher vollkommen unproblematisch. Die einzige Herausforderung besteht in diesem Fall in der Überführung des ALD-Transkriptionssystems in IPA, die in zwei Schritten erfolgt: Zunächst wird der ALD-eigene Betacode, also eine Transkription, die quasi ausschließlich mit ASCII-Zeichen auskommt, nach den ALD-Regeln, die u.a. in der Zeitschrift Ladinia publiziert wurden, in ein Transkriptionssystem übersetzt, das dem Böhmer-Ascoli-System ähnelt. Diese Transkription wird anschließend in IPA übertragen. Beide Schritte erfolgen automatisch durch den Einsatz von Ersetzungsroutinen.

2. L'atlante del ladino dolomitico e dei dialetti in vicinanza ?

Altrettanto abbiamo già in forma relazionale i dati del ALD-II. Oltre a ciò in questo corpus c'è un riferimento a punti dei dati linguistici.I dati linguisitici sono in sé per sé delle attestazioni dirette. Quindi per l'adeguamento strutturale a VA_BD non ci sono problemi. L'unica sfida è in questo caso il trasferimento del sistema di trascrizione del ALD in IPA. Il trasferimento viene effettuato in due passi: anzitutto si traduce seguendo le regole dell'ALD, che sono stati pubblicati fra l'altro nella rivista 'Ladinia' ,il Betacode del ALD, una trascrizione che funziona quasi solamente con simboli di ASCII, in un sistema di trascrizione che assomiglia al sistema di Böhmer-Ascoli.In seguito questa trascrizione viene trasferita in IPA. I due passi vengono effettuati automaticamente con l'uso di algoritmi di sostituzione.

Sämtliche aus den unterschiedlichen Quellen zusammengetragenen und hinsichtlich Struktur und Kodierung vereinheitliche Daten werden den Projektpartnern über die Schnittstelle VAP zur Verfügung gestellt. Die Schnittstelle liegt in drei verschiedenen Sprachversionen vor, nämlich Italienisch (VAP_it), Französisch (VAP_fr) und Deutsch (VAP_de). Die Schnittstelle ist über die Adresse https://pma.gwi.uni-muenchen.de:8888 erreichbar und enthält folgende Datenfelder:

Tutti i dati, che sono raccolti da fonti varie e sono stati standardizzati in riferimento alla struttura e la codifica ,vengono messi a disposizione ai partner usando l'interfaccia VAP. L'interfaccia esiste in tre lingue diverse, italiano, (VAP_it), francese (VAP_fr) e tedesco (VAP_de). Questa interfaccia è accessibile con l'indirizzo web https://pma.gwi.uni-muenchen.de:8888  e contiene le celle dei dati seguenti:

Wörterbücher

Krefeld2011

4. Rilevamento (Crowd)

Questa funzione non è ancora attiva; è prevista una'applicazione che si rivolge direttamente ai locutori per rilevare dati linguistici recenti; questa funzione sarà utilissima per vari motivi. Innanzitutto fornisce dati recenti, capaci di confermare, di attualizzare e di aricchire i dati atlantistici e lessicografici mai completi e delle volte anche invecchiati o imprecisi. Facciamo un esempio. AIS 1192 LA CASCINA DI MONTAGNA e AIS 1192a ## danno 1032 attestazioni per diversi tipi di fabbricati alpestri e il cambio d'alpeggio in 134 paesi alpini. Tutto il materiale linguistico è raggruppato sotto il titolo della carta e sotto i titoli di parecchi elenchi supplementari:

  • LA CASCINA DI MONTAGNA
  • LA CANTINA DA LATTE
  • LA CANTINA DA FORMAGGIO
  • I 'MAGGENGHI'
  • LA STALLA D'ALPE
  • LA CAMERA DA LETTO NELLA CASCINA
  • VARIE CAPANNE
  • TRAMUTARSI

A prima vista sembrano essere rapporti univoci tra designazioni e concetti. Moltissime attestazioni sono però precisate per quanto riguarda la materia, la costruzione, la funzione ecc. del fabbricato, in modo che ne risultano 120 concetti subordinati potenziali, senza che sia chiaro se queste precisazioni esprimono tratti semantici del tipo lessicale o, magari, delle qualità di un referente particolare. Un nuovo rilevamento chiarirebbe dunque la semantica e ci fornirebbe informazioni su eventuali sostituzioni delle parole ecc.

AIS_1192_Statistik

5. Pubblicazione

E’ chiaro che la documentazione sul web rappresenta in sé già una forma di pubblicazione; VA però non si accontenta di documentare dati grezzi. La piattaforma comprende anche diverse rubriche per testi linguistici che focalizzano in parte lo stesso progetto e in parte il materiale offerto da esso.

invitati da

(1) Il tab METODOLOGIA dà accesso a un elenco ragionato di alcuni concetti chiave di VerbaAlpina, in modo di chiarire i principi scientifici del progetto.

(2) Sotto il tab TESTI sono registrati innanzitutto contributi che discutono dati o aspetti metodologici di VerbaAlpina; si trovano saggi dei collaboratori ma  ovviamente sono molto graditi anche articoli 'esterni', a condizione di trattare problemi rilevanti. Vengono distinti contributi pubblicati altrove (pubblicazioni esterne), studi originali (come questo testo sott'occhio) e materiale informativo.

(3) Ogni categoria che si può selezionare sulla carta interattiva (dati extralinguistici, concetti, carte sinottiche) può essere accompagnato di un commento (vd. Käse). Si potrebbero quindi inserire perfettamente i testi analici dell'Atlas des patois valdôtains e si aspetta che i partner che forniscono dati o che compongono nuove carte sinottiche scrivono pure commenti corrispondenti.

Va detto finalmente che la piattaforma coinvolgerà al di là delle cooperazioni con progetti scientifici anche locutori non linguisti; ma si tenga conto che entrambe le categorie non possono avere gli stessi diritte: i progetti partner dispongono ognuno di un database particolare dentro l‘architettura di VerbaAlpina che possono modificare liberamente; sono anche invitati a pubblicare commenti e contribut

Va detto finalmente che la piattaforma coninvolgerà al di là delle cooperazioni con progetti scientifici anche locutori non linguisti; ma si tenga conto che entrambe le categorie non possono avere gli stessi diritte: i progetti partner dispongono ognuno di un database particolare dentro l‘architettura di VerbaAlpina che possono modificare liberamente; sono anche invitati a pubblicare commenti e contribute nelle funzioni presentati. Eventuali commenti da parte degli utenti non linguisti non saranno mai pubblicati senza valutatazione positiva dai linguisti responsabili del progetto.

 


Bibliographie

  • LSI = Lurà, Franco (Hrsg.) (2004): Lessico dialettale della Svizzera italana, Bellinzona, Centro di dialettologia e di etnografia
  • RID = Lurà, Franco/ Galfetti, Johannes (2013): Repertorio italiano – dialetti, Bellinzona, Centro di dialettologia e di etnografia, CDE